2.Juni - Hurentag. Auf den Spuren der Sexarbeit in Linz

Eine Veranstaltung von maiz in Kooperation mit „Feminismus und Krawall“, Linzer Frauenbüro, Radio FRO, dorf.tv.

Stichwörter: Sexarbeiterinnen-Rechte, Frauenrechte, Stadtrundgang, Austausch und Diskussion zu rechtlichen Rahmenbedingungen, Sexarbeiterinnen-Selbstorganisationen

Wann: 02. Juni.2013, 17-20h

Treffpunkt: Pfarrplatz Linz, 17h

Zielgruppe: feministische Organisationen, NGOs, Einzelpersonen, die politisch/ geschichtlich interessiert sind, Studierende, Passant_innen, interessierte Bewohner_innen der Stadt Linz

Hintergrund: Der 02. Juni wurde in Anlehnung an die Bewegung der Sexarbeiterinnen in Frankreich* als Hurentag eingerichtet und etabliert? An diesem Tag wird dem Kampf gegen Stigmatisierung und Doppelmoral in der Öffentlichkeit Nachdruck verliehen - maiz unterstützt zusammen mit anderen Organisationen* seit Jahren diesen Kampf um Rechte und Anerkennung für Sexarbeit.Repressive politische Regelungen in Bezug auf Sexarbeit und Migration, öffentliche Ordnung und Moral führen zu einer verstärkten Verwundbarkeit und zu negativen Konsequenzen für die sexuellen Dienstleisterinnen. Sexarbeiterinnen haben in Österreich viele Pflichten (Registrierung, Steuerpflicht, wöchentliche amtsärztliche Untersuchungen, Tätigkeit nur an genehmigten Arbeitsorten) aber nicht den entsprechenden Zugang zu Arbeitsrechten. Der Kampf um Bedingungen, die Sexarbeiterinnen und Migrantinnen ein gerechtes und sicheres Leben in Österreich garantieren, wird weitergehen.

Programm: Das Programm besteht aus drei Teilen: (1) Stadtrundgang, (2) Diskussion und (3) Ausklang mit aphrodisierendem Buffet

1) Stadtrundgang: (historische) Stadtführung zu Sexarbeit in Linz, wo an geschichtsträchtigen und symbolischen Orten im Hinblick auf Sexarbeit aufschlussreiche, spannende und auch kämpferische Geschichten entschleiert, erzählt und geteilt werden. Gab es jemals einen Red Light Disrict in Linz? Gab es einen Straßenstrich? Wie hat sich Sexarbeit in dieser Stadt historisch betrachtet verändert? An welchen Orten gehen wir täglich vorbei und welche Geschichten tragen sie in sich? Was hat das mit dem heutigen Linz und seinen Bewohner_innen zu tun? Anhand von 5 Stationen soll diesen Fragen nachgegangen werden:

o   Pfarrplatz: Straßenstrich, Ostende: Unsichtbarmachung, Verdrängung, Umgang mit Straßensexarbeit

o   Nibelungenbrü>o   Hauptplatz: Verband der Prostituierten Österreichs, Selbstorganisation von Sexarbeiterinnen in Linz

o   Marktplatz: Bordell Metropol: Arbeitsbedingungen, Veränderungen

o   maiz: ...und der Kampf geht weiter

 

Es wird die fortdauernde Präsenz von Sexarbeit in Linz aufgezeigt, analysiert und diskutiert, wobei die Bezugnahme auf aktuelle Entwicklungen einen zentralen Faden darstellt. Es geht vor allem darum, Sexarbeit in der Öffentlichkeit zu re-platzieren, Raum für Austausch und auch Informationsweitergabe zu bieten und den Kampf der Sexarbeiter_innen weltweit gegen Stigmatisierung symbolisch zu unterstützen. Für die Teilnehmer_innen soll die Stadtführung eine informative Veranstaltung darstellen, die sie zur Reflexion des eigenen (vermeintlichen) Wissens und von Vorurteilen anregt und das Thema aus der tabuisierten Zone, in der es sich nicht erst seit dem 21. Jhdt. befindet, herauslockt und somit sichtbar macht. Ausschlaggebend ist also der Raum für Diskussion, der durch eine abschließende Veranstaltung gewährleistet wird.

 

2) Diskussion: anhand dreier Themen soll im Anschluss der Stadtführung Raum für Austausch, Diskussion und gemeinsame Reflexion angeboten werden. Die Teilnehmerinnen können je nach Interesse zwischen den Tischen wechseln und ihre Rolle in der Diskussion aussuchen. Die Gespräche werden geleitet und moderiert durch maiz-Mitarbeiterinnen, die theoretische Inputs bringen. Die Diskussionsstränge verlaufen vorwiegend entlang folgender Linien:

o   Sex Work is Work:rechtliche Regelungen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene und ihre Auswirkungen auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Sexarbeiter_innen

o   Whores and Other Feminists:(feministische) Diskurse rund um Sexarbeit: Hintergründe, Analyse, Kritik

o   Nothing About Us Without Us:Selbstorganisation von Sexarbeiter_innen auf internationaler Ebene.

 

3) Aphrodisierendes Büffet und Sekt: bei einem gemütlichen Ausklang sollen die Themen und Diskussionen zusammengeführt und informeller Austausch ermöglicht werden.

 

 

*         Am 2. Juni 1975 streiken Sexarbeiterinnen in Frankreich und bezeichnen in diesem Zusammenhang den Staat als den größten Zuhälter. 150 Frauen besetzen 10 Tage lang die Kirche Saint-Nizier in Lyon und schaffen damit eine internationale Öffentlichkeit für ihre Situation und ihre Forderungen. Als Aktionskollektiv wenden sie sich gegen die staatliche Diskriminierung und gegen polizeiliche Repressionen, die vorgeblich dem Kampf gegen Zuhälterei dienen sollen: ständige Kontrollen und Verhaftungen, Beleidigungen, Schikanen, unverhältnismäßige Strafen, willkürliche Steuerbescheide sowie Tatenlosigkeit der Polizei gegenüber Morden, Misshandlungen und anderen Formen von Gewalt gegen Sexarbeiterinnen. Die Sexarbeiterinnenbewegung von Lyon wehrte sich damit auch gegen die Stigmatisierung von Sexarbeiter_innen und gegen die staatlich institutionalisierte Doppelmoral.

*         So wird jährlich eine Presseaussendung gemeinsam mit den Organisationen LEFÖ, sexworker.at, PiA, SXA- Info verfasst: Presseaussendung 2013